Aegid Lennartz, geb. 04.05.1967, Mitglied der Formation „Josef, Jupp und Jüppchen“, Träger des Thouet Mundartpreises und Mitinhaber der Allianz Niederlassung Lennartz & Claßen in Roetgen.

Top-Aachen:
Lieber Aegid, da Du dich kürzlich schwer verletzt hast, sprechen wir Dir erst mal die besten Genesungswünsche unser aller aus und verbinden dies direkt mit unserer ersten Frage. Wie kam es zu Deinem Unfall, was ist geschehen und welche Folgen hatte dieser Unfall für Dich und die Karnevalssession ?

Aegid:
Zunächst möchte ich mich auf diesem Weg einmal für alle Genesungswünsche – egal ob telefonisch, schriftlich oder persönlich bedanken. Es ist wie so oft, dass kleine Unfälle große Auswirkungen haben. Ein etwas größeres Weihnachtsgeschenk wollte ich rücklinks ins Haus tragen und dabei stolperte ich in unserem Vorgarten über einen Blumenkübel, welcher nun entsorgt wurde, und zertrümmerte mir dabei das rechte Sprunggelenk. In einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt wurde dann soweit alles wieder hergestellt, so dass ich mich jetzt nur noch auf die Heilung konzentrieren muss, welche mit stetiger neuer Belastung gut voran schreitet. Leider fiel dadurch für mich persönlich und für „Josef, Jupp und Jüppchen“ die damit verbundene Karnevals-Session 2010 schweren Herzens aus. Erst am Mittfasten-Wochenende haben wir die Bühnenbretter wieder erklommen. Das war allerdings wunderschön, weil wir mit mehr als offenenen Armen empfangen wurden.

Top Aachen:
Wie kam es zu “ Josef, Jupp und Jüppchen“?

Aegid:
Der Anfang von „Josef, Jupp und Jüppchen“ lag in den Jahren 1984/85, als es in der Tropi-Garde noch „Franz und Fränzchen“ gab, welche leider den Verein verlassen hatten. Hubert Crott, der zu dieser Zeit noch General der Tropi-Garde war, bemühte sich sodann um ein neues Steckenpferd. So entstand das Trio “ Josef, Jupp und Jüppchen“, benannt nach der Pfarre St. Josef.

Top-Aachen:
Lieber Aegid, du kennst die Gerüchteküche hier in Aachen und man hat mich persönlich gebeten dir folgende Frage zu stellen. Wie lange wird es euer Trio noch geben, hast Du schon was neues, stimmt es, dass Du eine Solo-Karriere anstrebst und was macht die Nachwuchsförderung?

Aegid:
Wie lange es unser Trio noch geben wird, hängt sicherlich von einigen Faktoren ab. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass wir gesund sind und bleiben. Dann brauchen wir ein Publikum, was uns sehen möchte. Und schließlich wollen wir nur so lange auftreten, wie wir selbst den Spaß an der Sache haben, den wir nun schon 25 Jahre lang haben. Solange das alles gegeben ist, werden wir den Öchern gerne noch Spaß bereiten.

Dass ich persönlich eine „Solo-Karriere“ anstrebe, ist völliger Blödsinn. Ich bin Musiker und habe an allen Bühnen-Streichen Spaß, die etwas mit Aachen und mit Musik zu tun haben. Allerdings mache ich dies immer zusammen mit guten Freunden und so soll es auch bleiben.

Über die Nachwuchsförderung in Aachen könnte man sicherlich einen eigenen Artikel schreiben. Wir haben in der Vergangenheit einige Versuche unternommen, geeigneten Nachwuchs für die Öcher Fastelovvends-Szene so suchen, zu finden und auszubilden. Hubert Crott war diesbezüglich im Rahmen der Büttenredner-Schule aktiv und ich habe zusammen mit Christian Mourad versucht, im Rahmen der „Öcher Talentschmiede“ für den musikalischen Nachwuchs zu sorgen.

Aus beiden Projekten sind zwar Künstler oder Gruppierungen hervorgegangen, die wir auch heute noch auf den Aachener Bühnen sehen können – letztlich kann man aber sagen, dass wir uns Aachen mit dem Nachwuchs nach wie vor sehr schwer tun.

Man kann nur an alle Öcher mit Talent apellieren, sich etwas zuzutrauen. Gleichzeitig sollten die Veranstalter sich auf die Fahne schreiben, dem Nachwuchs auch mal eine Chance in Form eines Auftritt-Engagements zu geben. Leider greifen viele Veranstalter stattdessen auf Künstler unserer benachbarten „Karnevals-Hochburgen“ zurück.

Top-Aachen:
Erzähl uns doch mal was über den Musiker Aegid Lennartz.

Aegid:
Oh, also wie gesagt, ich bin Vollblut Musiker, ich bin mit der Musik aufgewachsen. Mein Kinderarzt meinte damals zu meinen Eltern, dass in dem Jung Musik ist. Somit war klar, dass ich zur „Domsingschule“ und in den „Domchor“ gehe. Später ging ich dann aufs Pius-Gymnasium, wo bekanntlich Musik sehr groß geschrieben wird. Mit 15 Jahren bin ich dann durch die Pfarre St. Josef zur Tropigarde gestoßen, wo ich dann auch den Spaß am Karneval fand. Dort gründeten wir die hauseigene „Tropi-Combo“, die dann für den musikalischen Rahmen aller Veranstaltungen sorgte.

Top-Aachen:
Im Jahr 2007 hat man Dir den begehrten „Thout Mundartpreis“ verliehen. Wie sehr hängt Dir dieser Preis heute noch nach?

Aegid:
Wer sich für Aachen und unsere Heimatsprache „Öcher Platt“ einsetzt, fühlt sich nach der Verleihung des Thouet-Mundartpreises ein bischen wie ein Oscar-Preisträger. Der Preis hat mich mit Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Es macht mir großen Spaß, Öcher Platt zu sprechen und zu singen. Noch mehr Spaß macht es mir, zu sehen, wie der Nachwuchs – sei es nun mein eigener oder der von Freunden und allen anderen Öchern – diese Sprache annimmt und erlernt. Was ich dazu beitragen kann, möchte ich auch in Zukunft leisten.

Top-Aachen:
Deine Tochter Laura scheint in deine Fußstapfen zu treten. Wie stark wird Sie von Dir in Sachen Musik, Brauchtum und Mundart gefordert?

Aegid gibt diese Frage an seine Tochter Laura weiter.
Laura:
Die Sprache und die Musik lerne ich vom Papa. Karneval feiern ist schon sehr lustig – wir gehen jedes Jahr als „Bruchpiloten“ mit im Kinderzug. Aber lieber feiere ich Weihnachten. Seit Sommer 2009 spiele ich Saxophon.

Aegid:
Ich freue mich natürlich über die Talente meiner Kinder. Mein Sohn spielt Fußball. Das habe ich als Kind nie getan – und trotzdem bin ich natürlich stolz, wenn er ein Tor schiesst oder sich sonst erfolgreich auf dem Platz bewegt. Leider kann er von seinem Vater diesbezüglich nicht so viel lernen. Meine Tochter singt gerne und spielt Instrumente. Da kann sie nun doch das eine oder andere von ihrem Vater lernen. Ich würde aber beide Kinder bezüglich ihrer Hobbies niemals unter einen Leistungsdruck setzen. Sie sollen Spaß haben.

Top-Aachen:
Lieber Aegid, bevor wir uns verabschieden und dir alles Gute wünschen, gibt es irgendetwas, was du unseren Lesern noch sagen möchtest?

Aegid:
Die schönste Stadt in West-Europa heißt Aachen. Und die charmanteste Sprache heißt Öcher-Platt. Beides ist so wunderschön und erhaltenswert, dass jeder Öcher sich – im Rahmen seiner Möglichkeiten – für die Pflege und den Erhalt einsetzen sollte. Ich tue es auf jeden Fall.

Top-Aachen:
Wir danken Dir für das schöne Gespräch und wünschen Dir und Deiner Familie eine schöne Karnevalszeit und gute Besserung.

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