Endlich wieder ein Hauch von Glamour in Aachen: Mit der Lieblingsschauspielerin der Deutschen, Iris Berben, hat der Aachener Karnevalsverein (AKV) einen wahren Glücksgriff bei der Wahl zur neuen Ordensritterin wider den tierischen Ernst getan. Bedingt durch die Corona-Pandemie war die Verleihung um ein Jahr verschoben worden. Das Warten hat sich gelohnt, denn die charismatische Iris Berben erwies sich im Narrenkäfig des AKV als schlagfertig und wortgewandt.

Aufgezeichnet wurde pandemiebedingt ohne Saalpublikum – vor rund 80 Komparsen-Zuschauern statt wie gewohnt 1300 im Europasaal des Eurogress Aachen. Strenge Kontrollen, Testpflicht auch für Geboosterte und Maskenpflicht außerhalb der Sitzplätze begleiteten den dreitägigen Aufzeichnungsmarathon mit dem WDR. Rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkten hinter den Kulissen mit. Tonnenschwere Technik wurde insgesamt drei Tage aufgebaut. Fehlende Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal wurden durch kreative Lichteffekte und eine Applausmaschine ersetzt.

Am ersten Drehtag traten Jürgen Beckers, die 4 Amigos, Oliver Schmitt mit dem AKV Ballett und die Tanzgruppe TN Boom vor die Kameras. Moderiert wurde die Revue von Elferrat David Lulley.

Hauptdrehtag war am Freitag, als Iris Berben direkt von der Berlinale nach Aachen reiste.
„Wir würdigen ihren Einsatz für Offenheit, Toleranz und Respekt. Der schönste Orden ist nun die Krönung für eine außergewöhnliche Frau“, hieß es in der Begründung des AKV, wie Präsident Dr. Werner Pfeil erklärte. Berben habe mit Sympathie, Humor und Geradlinigkeit die Herzen der Menschen gewonnen und sei ein Vorbild als Mahnerin gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Iris Berben liebe Komik und Humor als Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung, sie nutze ihre Popularität, um sich gegen Rassismus und Antisemitismus einzusetzen.
Der Aachener CDU-Politiker Armin Laschet, der Ordensritter 2020, bis vor Kurzem CDU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, war Laudator.
„Sie ist eine Lichtgestalt, eine Frau mit Haltung, die vom Bambi bis zur Goldenen Kamera schon viele Preise abgeräumt hat. Der Orden ist nun die Krönung“, hieß es im Loblied. „Ihr gesellschaftliches Engagement, ihr Kampf gegen Antisemitismus und für Toleranz und Verständigung sind herausragend. Ihre Qualifikation ist ihr Charakter“, betonte Laschet. Was für viele Lacher im Publikum sorgte war die Anekdote, dass die neue Ordensriterin als Jugendliche wegen einer Karnevalsparty von der Schule geflogen war.
Mehr Macht für Frauen

Absoluter Höhepunkt war die mit Spannung erwartete Ritterrínnenrede, für die Berben ihren schicken schwarzen Hosenanzug gegen ein rot-weißes Harlekin-Kostm tauschte und für längere Zeit in der Maske verschwand. Im Käfig forderte Berben mehr Macht für Frauen und totale Gleichberechtigung. „Als Vertreterin der IG Clowns, Schauspielerinnen und Wandernarren bin ich immer noch überrascht über meinen Ritterinnen-Schlag. Meine Vorgänger sind ja meist männlich und aus der Politik.“ Berben rief dazu auf, die gesamte Kulturszene zu unterstützen, die durch die Pandemie arg gebeutelt ist. Unter den in der Pandemie möglichen Bedingungen traten bekannte Komiker wie Guido Cantz, Wilfried Schmickler in seiner Paraderolle als „Kaiser Karl“. Und der Kölner Redner Martin Schopps auf. Einzig Torben Klein und Ingo Appelt versäumten ihren Auftritt – Klein nach positivem Corona-Test und Appelt im Stau…

Im Saal verfolgten Elferratsdamen, Hofstaatsmitglieder von Prinz Guido I. Bettenhausen, Ex-Prinzen und Kommandanten das Geschehen. Thomas Kutschaty, Fraktionschef der SPD-Fraktion im Landtag und damit Oppositionsführer, gehörte zu den politischen Prominenten. NRW-Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp begeisterte mit einem kölschen Klassiker: Der FDP-Familienminister sorgte mit einer auf die Corona-Situation umgetexteten Version Version von „Drink doch ene mit“ der Bläck Fööss für richtig Stimmung.

Für die beiden amtierenden Tollitäten, Prinz Guido I. Bettenhausen, und Märchenprinz Phil I. Cremanns war ihr gemeinsamer Auftritt ein besonderer Höhepunkt ihrer närrischen Regentschaft. Nach der erneuten Absage aller Veranstaltungen sind für die beiden Auftritte im Ornat selten. Um so mehr genossen sie ihr Duett mit „Allemoele jeck“. Mit dieser besonderen Ordensverleihung endet beim AKV die Ära Werner Pfeil. Mit dem Präsidenten verabschiedet sich ein Großteil des Elferrates. Auch David Lulley, die AKV-Medien-Allzweckwaffe, hängt zu den Neuwahlen im August seine Narrenkappe an den Nagel. Der Lambertz-Ehrenpreis ging an das Tanzpaar der Prinzengarde der Stadt Aachen. Der Zentispreis ging an die Kinder- und Jugend-Showtanzgruppe der KG Hooreter Frönnde. Statt einer glamourösen After Show Party gab es für die Gäste ein Wiedersehen am nächsten Tag. Und so war die Aufzeichnung von Donnerstag bis Samstag ein in dieser Form einmaliges Erlebnis für alle Beteiligten. Hier die Alben der Aufzeichnung: Album 1 Album 2 Album 3

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