Eckard Larosch, der Herr der Fördermittel, Satzungen und Beiträge ist nach 43 Jahren bei der Stadt Aachen im Ruhestand.

Nach einem Berufsleben im Dienste der Stadtverwaltung blickt der Leiter des Fachbereichs Vertrags-, Vergabe- und Fördermittelmanagement – der früheren Bauverwaltung – auf eine ereignisreiche Karriere im öffentlichen Dienst zurück.

Er kann von großen Momenten und kleinen Farbtupfern berichten. Er schüttelte US-Präsident Clinton die Hand, führte viele Verhandlungen im Namen der Stadt und blieb seinem Stil inklusive seines Markenzeichens – den bunten Socken – dabei stets treu.

Er erlebte eine Behörde im Wandel: Arbeitsbiografien wie die von Eckard Larosch zeigen, wie sich die Aachener Verwaltung in den zurückliegenden Jahrzehnten immer stärker bürger- und serviceorientiert ausgerichtet hat. 

Es gibt ihn, diesen einen Moment im Berufsleben von Eckard Larosch, an den er sich Jahr und Tag erinnern wird. Es war der 2. Juni 2000, ein wunderschöner Sommertag. Larosch, der sich selbst augenzwinkernd als „typischen Öcher schlechthin“  charakterisiert, steht an diesem Tag an der Gangway auf dem Rollfeld der NATO-Airbase in Geilenkirchen. Hinter dem Diplom-Verwaltungswirt – 1959 geboren im alten Aachener Klinikum an der Goethestraße, aufgewachsen in Haaren, glücklich mit seiner Frau Hannelore in Eilendorf lebend – ragt gigantisch groß die Air Force One des US-Präsidenten Bill Clinton in die Höhe.  

Shake Hands mit dem Präsidenten  

Dann kommt die Limousine angerollt, Clinton steigt aus. Kurz zuvor hat er in Aachen den Karlspreis erhalten. Nun sagt Clinton der kleinen deutschen Delegation am Rollfeld „Good bye“. Schüttelt als einem der letztem auch Eckard Larosch die Hand, wechselt freundlich ein paar wenige Worte mit ihm, bevor er die Stufen der Gangway emporschreitet. „Von dem Moment gibt’s sogar ein Foto“, sagt Larosch heute rückblickend immer noch ein wenig ungläubig. „Das ich so etwas als Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Aachen miterleben durfte – schon verrückt!“

Langeweile kennt Eckard Larosch aber auch abseits von Begegnungen mit US-Präsidenten wahrlich nicht. Sein Karlspreis-Engagement kam eher „on top“. Seine Frau leitete viele Jahre das Protokoll der Stadt. „So kam ich ins Unterstützerteam, das jedes Jahr rund um die Verleihung im Einsatz ist.“ Bekannt ist Larosch aber vor allem als Chef der Bauverwaltung, die nun – kurz vor seinem Abschied – noch eine Namensänderung erfuhr. Als Leiter des 50 Mitarbeitende umfassenden Fachbereichs Vertrags-, Vergabe- und Fördermittelmanagement geht der passionierte Bergwanderer und Skifahrer nach 43 Jahren bei der Stadt Aachen in diesen Tagen in den Ruhestand. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er unumwunden zugibt.  

Pionier am PC  

Begonnen hatte alles 1978. Nach dem Abitur am Einhard-Gymnasium startete er seine Ausbildung in der Verwaltung. Früh erkannte Eckard Larosch sein Organisationstalent, sattelte das Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung drauf, das er 1984 erfolgreich als Diplom-Verwaltungswirt abschloss. Den Organisationsthemen blieb er treu. Nach einem (ersten) Zwischenstopp in der Bauverwaltung folgten Stationen in der GKDVZ  – der einstigen Gemeinsamen Kommunalen Datenverarbeitungszentrale  – und anschließend im Hauptamt der Stadt. „Diese Bereiche, das Organisieren komplexer Themen und Sachverhalte, die Entwicklung neuer Prozesse, das war stets mein Ding“, betont Larosch immer wieder gerne. In diesem Aufgabenfeld war er es dann auch, der als einer der Ersten in der Aachener Verwaltung mit einem PC gearbeitet und mit dazu beigetragen hat, dass Textverarbeitungsprogramme alltagstauglich den Weg in den Behördendienst fanden. Dieser stetige Wandel in seinem Berufsleben ist es, den Larosch bis heute hin als unglaublich spannend empfindet. „Wenn Verwaltung früher – sicher nicht ganz zu Unrecht – einmal den Ruf hatte, etwas dröge zu sein, so hat sich dieses Bild im Laufe meines Berufslebens komplett geändert. Als ich anfing, herrschte in der Verwaltung durchaus noch der preußische Stil vor. Den gibt es heute nicht mehr. Zum Glück! Heute ist die Aachener Stadtverwaltung komplett bürger- und serviceorientiert aufgestellt. Es macht mich stolz, dass ich daran ein Stück weit mitwirken durfte.“

Als aus dem damaligen Hauptamt der heutige Fachbereich Personal und Organisation hervorging, übernahm Eckard Larosch seine erste Teamleitung. 2002 wechselte er ins Rathaus und wurde Referent des Oberbürgermeisters Jürgen Linden. Sein Arbeitsschwerpunkt lautete dort: Innere Verwaltung. Das Organisations- und Transformationstalent war also wieder einmal gefragt. Larosch wurde in dieser Funktion unter anderem Vater des ersten digitalen Ratsinformationssystems ALLRIS der Stadt Aachen, das 2004 online ging – und noch heute jedermann und -frau die Möglichkeit bietet, tief in die umfangreichen Arbeits- und Themenfelder einer Verwaltung einzutauchen und so auch am politischen Entscheidungsprozess teilzuhaben.  

Verlässlicher Verhandlungspartner  

2008 folgte schließlich der Schritt an die Spitze der Bauverwaltung. Eckard Larosch – der Herr der Fördermittel, Satzungen und Beiträge – ist ein gefragter Mann. Sein Fachwissen wird geschätzt – von Kolleginnen und Kollegen, von Politik, Unternehmen und Investoren sowie von vielen Bürgerinnen und Bürgern. Insbesondere beim Beitragsthema stand der Verwaltungsexperte nicht selten an vorderster Front und bekam die Sorgen und Ängste, die Kritik und oft auch das Unverständnis von Anwohnerinnen und Anwohnern ab, die öffentliche (Anlieger-)Beiträge in Frage stellten. „Natürlich nimmt man da das ein oder andere, was einem da als Vertreter der Stadt vorgeworfen wurde, auch mal mit nach Hause“, gibt Larosch zu. Doch auch wenn mitunter hart debattiert wurde, genießt das Verwaltungsurgestein über all die Jahre hinweg einen Ruf als fairer und verlässlicher Verhandlungspartner. „Niemand zahlt gerne Anliegerbeiträge, das ist doch klar!“, versteht er. „Wir haben als Verwaltung aber stets nach Lösungen im Sinne der Menschen gesucht. Ich habe niemals ein Grundstück versteigern lassen, weil jemand seine Anliegerbeiträge nicht zahlen konnte. Es gab stets einen Weg, wie Zahlungen wenn notwendig gestreckt und gestundet werden konnten.“

Den Spaß an der Sache hat Eckard Larosch bei aller manchmal auch harter Verhandlungskost aber niemals verloren. Das wird spätestens dann deutlich, wenn sein Hosenbein ein wenig hochrutscht und Laroschs bunte Socken aufblitzen. „Die sind mein Markenzeichen!“ Eine ganze Kommode sei daheim damit gefüllt. Wie viele es genau sind? Er wippt mit dem Kopf, überlegt. Gezählt hat er sie nie. „Eine hohe zweistellige Zahl“, schätzt er. „Es gibt Menschen, die sammeln Schuhe. Ich sammle bunte Socken.“ Er sei halt ein farbenfroher Mensch, da darf dann zum Beispiel auch der Pullover gerne mal auffallen. „Eine Kollegin meinte einmal zu mir, ich sehe aus wie ein Papagei“, lacht Larosch. Solch offene und ehrliche Ansagen gefallen ihm. So ist Eckard Larosch. „Es war eine tolle Zeit!“, resümiert er und geht – mit einem freundlichen „Good bye“ auf den Lippen und kurzen Shake Hands wie damals der US-Präsident an der Gangway in Geilenkirchen. An diesem besonderen Juni-Tag im Jahr 2000.  

Foto © Stadt Aachen / Andreas Herrmann